Der Schiffszug – ein Spektakel

Transport auf der Donau

Im Mittelalter wurden Handelswaren in erster Linie auf der Donau flussabwärts transportiert. Die Schiffe waren einfach und billig zusammengebaut und wurden am Ziel nach der Entladung der Waren zerlegt und als günstiges Brennholz verkauft.

Ressourcenschonend war das nicht und nachhaltig schon gar nicht.

Um 1500 kam es wegen Holzknappheit aber zu einem Umdenken. Man baute nun die Schiffe in besserer Qualität und konnte sie jetzt öfter verwenden. Dazu mussten die Schiffe aber zuerst einmal wieder zu den Ausgangshäfen zurückgebracht werden.

Zu Beginn waren es kräftige Männer, die kleine, leicht beladene Schiffe stromaufwärts zogen. Lange funktionierte das aber so nicht.

Beschwerten sich gar die Frauen, dass ihre Männer nach dieser schweißtreibenden Arbeit zuhause für nichts mehr zu gebrauchen waren oder war der tatsächliche Grund doch ein anderer?

Natürlich, denn für die geringen Warenmengen waren Personal- und Zeitaufwand viel zu groß. Es war schlicht und einfach nicht wirtschaftlich.

Die Lösung hieß: Schiffszug.
Dieser setzte sich aus mehreren großen und kleineren Schiffen zusammen, die mit starken Seilen untereinander, und mit den Zugpferden am Treppelpfad verbunden waren. Schiffszuglängen von 500 Meter und eine Nutzlast von bis zu 500 Tonnen waren keine Seltenheit. Um stromaufwärts eine Tagesstrecke von etwa 20 km zu schaffen, waren bis zu 60 Pferde und etwa so viele Männer notwendig. Wegen des weit verästelten Flusssystems der Donau und oft ungünstiger Wasserführung war ein Schiffszug meist sehr langsam unterwegs, häufig musste sogar die Flussseite gewechselt werden.

Die Ankunft eines Schiffszuges in Mauthausen war für die Bewohner ein richtiges Spektakel: Das laute Durcheinanderschreien der Reiter und Schiffsleute und das Hufgetrampel und Wiehern der schweren Zugpferde lockten viele Schaulustige an der Donaulände.

Die Schiffe wurden am Ufer festgemacht, die Waren in den ebenerdigen Kellern zwischengelagert und die Pferde mussten in den Rossställen versorgt werden. Nach getaner Arbeit drängten die erschöpften Reiter und Schiffsleute in die Wirtshäuser am Kai, in denen sie auch ihre Schlafstätten fanden.

Die Männer waren raue Gesellen und oft wurde die ganze Nacht durchgezecht. Am nächsten Tag frühmorgens zog der Schiffszug dann weiter, nicht selten mit bleichgesichtigen und Kopfweh-geplagten Männern auf den Pferden und Schiffen.
Anfang des 19. Jh. wurden die letzten Schiffszüge auf der Donau schließlich von der neu aufkommenden Dampfschifffahrt verdrängt. Das erste Donaudampfschiff konnte die Mauthausener Bevölkerung übrigens am Samstag, den 16. Sept. 1837 um 17.30 Uhr bestaunen.

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